Allgemeine Zeitung Nahetal

Mittwoch, 12.12.2018

Zimtwaffeln haben’s ihm angetan

Der in Kirn geborene, in Bad Sobernheim aufgewachsene Tommy Weinz ist in der Welt als Backrezepte-Sucher unterwegs. Der gelernte Bäcker steht auf Zimtwaffeln.

Bäcker Tommy Weinz reist durch die Welt, klopft an die Türen von Backstuben und sammelt Rezepte. (Foto: Tommy Weinz)

BAD SOBERNHEIM – Er ist in Kirn geboren, in Bad Sobernheim aufgewachsen und mittlerweile in der Welt als Backrezepte-Sucher unterwegs, der gelernte Bäcker, Mediengestalter und Marketing-Manager Tommy Weinz. Den Schreibtisch hat er gegen ein Wohnmobil eingetauscht und will seinen Lebensunterhalt mit Backen in verschiedenen Ländern verdienen. Die Geschichten, die er unterwegs sammelt, publiziert er. Dabei geht es nicht nur ums Backen. Er trifft Menschen, für die das noch ein echtes Handwerk ist – vom Bäcker im Freilichtmuseum, über den Müller aus Mengerschied bis hin zum Leiter einer Backschule in England. Der AZ hat der Weltenbummler seine Lieblingsplätzchen-Rezepte verraten und zwischen Mehl und Butter berichtet, warum er zu einem backenden Aussteiger geworden ist.

Herr Weinz, es ist ja bald Weihnachten. Mehl, Butter, Zucker – was braucht es noch, damit die Plätzchen gelingen?

Liebe, Leidenschaft und Zeit. Backen ist Liebe in Form gebracht.

Verraten Sie uns Ihr persönliches Lieblingsplätzchen-Rezept?

Das sind die Zimtwaffeln, 400 Gramm Mehl, 250 Gramm Butter, 250 Gramm Zucker, 40 Gramm Zimt „Ceylon“ und sechs Eier. Der Teig braucht eine Nacht Ruhe im Kühlschrank und wird dann knusperdünn ausgebacken. Lecker.

Ein Bäcker auf Wanderschaft – wie kommt man auf so eine Idee?

Mich zieht es schon immer in die Ferne. Ich habe es nie verstanden, warum dies so ist. Immer wollte ich es ausprobieren, um zu erfahren, was dahinter steckt. Mir fehlte Zeit und Geld, wie fast jedem im normalen Leben. Dann bekam ich die Idee zu einem Magazin mit Geschichten rund ums Backen. Ich schaute mich in den Kiosken nach vergleichbaren um, stellte das Konzept einem Verlag vor, und nun bin ich unterwegs.

Wenn Sie in anderen Ländern an die Türen der Backstuben klopfen, wie werden Sie empfangen?

Immer sehr freundlich und dennoch sehr skeptisch am Anfang. Wenn aber erst einmal das Eis gebrochen ist, ist es immer wundervoll. Erst wenn ich selber Hand anlege und der Gastgeber sieht, dass meine Bäckerschürze keine Attrappe ist, dann beginnen die Momente der Rezepturgespräche.

Was war Ihre bisher spannendste Begegnung?

Das war wohl gerade vor einer Woche. In Frankreich in dem Küstenstädtchen Dieppe traf ich auf ein junges Pärchen, das sich vor drei Jahren in die Selbständigkeit getraut hat. Alles ohne Zusatzstoffe, ganz nach alten traditionellen Rezepten, steht groß auf ihrer Werbetafel. Spannend waren die Gespräche. Mit einer App haben wir uns unterhalten und den Rest mit Englisch oder Händen und Füßen begreiflich gemacht. Dennoch versteht man sich irgendwie, auch ohne zu reden, das finde ich das spannendste daran.

Der schönste Ort zum Backen ist …?

Mit einem lieben Menschen gemeinsam, egal wo.

Gibt es etwas Verbindendes zwischen den Bäckern in verschiedenen Ländern?

Ja, das Mehl. Ok, quatsch muss sein. Ja, es ist wohl die Leidenschaft zu backen. Warum sollte man sonst diesen harten Beruf ausüben und das für wenig Geld?

Wenn Sie an Ihre Heimat und das Backen denken, was kommt Ihnen dann in den Sinn?

Das wirklich schöne Nahetal, das selbst von den Einheimischen unterschätzt wird. Landschaftlich sowie kulinarisch ist es Zuhause so abwechslungsreich wie nirgends sonst.

Warum lohnt es sich, selbst zu backen?

Ich bin immer entsetzt, wie einfach der Mensch gestrickt ist. Wenn ich etwas zu mir nehme, dann wird dies doch alles durch meine Organe gefiltert. All diese Zusatzstoffe der Industriebackware bleiben irgendwo in einem selbst zurück. Ich verstehe nicht, warum man seinem Körper eine solche Ernährung zumutet. Ich versuche den Menschen zu zeigen, wie einfach es ist, wirklich gesunde Brötchen selber zu backen. Ich hoffe, ich kann nur ein paar Leser zum Selberbacken bringen, dann haben sich meine Arbeit und meine Reisen schon gelohnt.

Das Interview führte Simone Mager.

https://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/bad-sobernheim/vg-bad-sobernheim/sobernheim/zimtwaffeln-habens-ihm-angetan_19831639