Einfach, schnell und furchtbar lecker. Das britische Traditionsgebäck nach dem Rezept der Schwiegermutter des „Mauernbauers“ Jimmy Hanlin.
Jimmy Hanlin ist ein typischer Schotte. Jimmy ist ungefähr 1,65 Meter groß, wenn er hinter seiner Theke steht, läuft alles nach seinem Kommando. Mit einem kräftigen Handschlag begrüßte er mich, als ich ihn drum bitte, eine Geschichte über ihn schreiben zu dürfen. Eigentlich wollte ich ja nur einen „Coffee to go“ ordern, als ich aber die Auslagen in der Theke sah, erkannte mein geschultes Auge sofort, dass hier noch alles von Hand, mit Liebe und mit ehrlichen Zutaten gebacken wird.
Verschiedene Arten „Scones“ gab es da zu bestaunen. Einige mit Himbeeren, dann welche mit Rosinen, Deftige mit zweierlei Käse und Dunkle mit Zuckerrübensirup. Außerdem waren auch noch „Millionaire’s Shorbread“, „Ginger Crunch“, „Tiffin“ und „Carrot Cake“ im Angebot, ein umwerfend leckereren Anblick. Selbstverständlich wollte ich gerne gemeinsam mit Jimmy backen. Am liebsten Scones, die britische Antwort auf unsere Brötchen und die Urform der heute so beliebten „Muffins“. Innerhalb von fünf Minuten war alles beschlossene Sache.
Am nächsten Morgen gegen sechs Uhr, wollten wir uns zum „Scones-Backen“ treffen. Ich war überrascht wie leicht und schnell das auf einmal ging. Jimmys Café war voller Kunden, seine Bedienungen arbeiteten im Akkord, und die Kaffee-Zapfanlage kam nicht zum Stillstand. Ich machte mich schnell aus dem Staub, bevor sich Jimmy das noch anders überlegen konnte. Als ich am nächsten Morgen, es war ein schöner, warmer, klarer Samstagmorgen, zum vereinbarten Termin an die Tür klopfte, war Jimmy bereits emsig bei der Arbeit. Er hatte alle Zutaten schon vorbereitet, und wir konnten sofort loslegen.
Erst war es der Grundteig, ohne Zusätze, dann folgten die gefüllten Himbeeren Scones. Hierfür wurde eine Teigschicht einen Zentimeter dick auseinandergedrückt, die frischen Himbeeren auf die eine Hälfte gelegt und die andere Hälfte einfach eingeklappt, etwas zusammengedrückt und dann die Scones ausgestochen.
In den nächsten Teig kamen Rosinen, bei den darauf folgenden zweierlei Sorten geraspelter Käse. Die letzte Variante der Scones wurde mit Zuckersirup verfeinert. Nachdem alle Scones ausgestochen, auf die gefetteten Bleche gesetzt waren, und im Backofen gediehen, hatten wir Zeit, uns ein wenig zu unterhalten.
Jimmy war mit seiner Frau im Sommer 1974 nach Griechenland in den Urlaub gefahren. Aus dem damals geplanten einmonatigen Aufenthalt wurden mehrere Jahre. Zuerst hatten sie dort gemeinsam in einem Café ausgeholfen, dann eröffneten Sie selber eines auf der Insel Kreta. Als Kate dort schwanger wurde, kehrten sie zurück nach England. Mittlerweile steht ihre Tochter Emy selbst hinter der Theke und ihr jüngerer Bruder Rodeidh kümmert sich um die Küche.
Jimmy und Kate sind bereits Großeltern und finden ihre damalige Entscheidung, nach Schottland zurückzukehren, auch heute noch richtig. Ein funktionierendes Gesundheitswesen und eine gute Schulausbildung sind ihrer Meinung nach entscheidende Grundlagen für eine intakte Familie, begründet Jimmy die damals getroffene Wahl.
1996 eröffnete Kate in Benderloch das „Café Ben Lora“. Jimmy hatte anfänglich eine Muschelzucht, spezialisierte sich dann aber auf das Bauen der wunderschönen kniehohen Grundstücksbegrenzungen, die typisch für Schottland sind. Die Muschelzucht gab er irgendwann auf, nicht aber das Errichten der Mauern während der Wintermonate.
In den Sommermonaten hilft er im Café aus, während sich seine Frau etwas intensiver um die Enkeltochter kümmert. Damit entlastet sie ihre eigenen Kinder, die sich dadurch wiederum besser der Küche und der Bedienung der Gäste widmen können. Das Café ist in der Umgebung sehr beliebt. Außer Gebäck gibt es auch Deftiges aus der Küche, wie zum Beispiel geräucherten Fisch mit hausgemachtem Sauerteig-Toast oder Käse mit hausgemachten „Oatcakes“ (Haferkekse), Salat, Chutney und natürlich auch den „Griechischen Salat“.
Ein großes Bücherregal sorgt für reichlich Auswahl an Lesestoff. Der Lesestoff wird im Café allerdings nur zum Kauf angeboten, typisch für die sehr sparsame Schotten. Offensichtlich ist Jimmy ein Mann der klaren Worte, denn überall hängen Schilder mit Ansagen für die Gäste. Während unseres Gesprächs spendiert mir Jimmy einen „Lumumba“.
Schließlich ist es schon nach zehn Uhr morgens, da ist eine heiße Schokolade mit einem Schuss Brandy und einem Klecks Schlagsahne für einen gestandenen Schotten vollkommen in Ordnung. Endlich waren die „Scones“ fertig und etwas abgekühlt. Jimmy holte die „Clotted Cream“ und etwas hausgemachte Himbeerkonfitüre hinzu und ließ mich das Original probieren. Diese Kombination schmeckte einfach himmlisch. Jimmy war sehr großzügig und gab mir noch etwas Marschverpflegung der anderen Sorten mit. Mein Favorit waren die mit Zuckersirup verfeinerten Scones, aber das ist natürlich Geschmackssache.
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